Sportwissenschaft – Physiotherapie – Osteopathie?

Ein Überblick im Begriffs-Dschungel meiner täglichen Arbeit

„Was genau machst du eigentlich?“, „Muss man das studieren?“, „Was ist der Unterschied zwischen Physiotherapie und Osteopathie“ – wenn Freunde, Bekannte, Nachbarn, Verwandte und PatientInnen nach meinem Beruf oder meiner Ausbildung fragen, besteht oft großer Erklärungsbedarf. Nach wie vor sind die Berufsfelder der Physiotherapie und Osteopathie zu wenig bekannt, zu viele Mythen und Gerüchte kursieren. Damit Sie den Überblick nicht verlieren, finden Sie hier die wichtigsten Fakten und Informationen.

„Wie wird man das und was macht und arbeitet man damit?“

In meinem Fall habe ich mich nach der Matura an der Handelsakademie für ein Sportstudium an der Universität Salzburg entschieden – damals noch mit dem Studienzweig „Bewegung, Gesundheit, Fitness“, was schon alles über die Schwerpunkte der Ausbildung sagt. Wie kann der Mensch in Bewegung und auch bei guter Gesundheit bleiben? Dies alles sind Themen, die die moderne Welt mit ihrer massiven Zunahme an Zivilisationskrankheiten beschäftigen. SportwissenschaftlerInnen werden ausgebildet, um am gesunden Menschen zu arbeiten und um präventiv Erkrankungen zu verhindern, beispielsweise Diabetes Mellitus Typ 2, das metabolische Syndrom, Übergewicht generell oder auch Arteriosklerose. Um mein medizinisches Wissen noch zu vertiefen, entschloss ich mich damals mit dem Studium der Physiotherapie meinen Ausbildungsweg weiter fortzusetzen.

Physiotherapie – ein Studium an den Fachhochschulen in Österreich

In Österreich erfolgt die Ausbildung zum Physiotherapeuten/zur Physiotherapeutin an einer Fachhochschule im jeweiligen Bundesland. Nach einem strikten Auswahlverfahren kann mit dem Studium begonnen werden, welches drei Jahre dauert. Ich wollte damals unbedingt und um jeden Preis aufgenommen werden, wusste aber, dass das viele wollen und die Anzahl der Studienplätze knapp ist. In meinem Fall gab es ein Happy End und ich zog in die für mich sehr anziehende Stadt Graz, um dort diese Ausbildung zu absolvieren. Die drei Studienjahre waren eine große Herausforderung – der Unterricht wird unter anderem von Professoren und Dozenten der Medizinischen Universität Graz durchgeführt, das therapeutische Wissen von KollegInnen mit langjähriger Erfahrung im jeweiligen medizinischen Fachbereich vermittelt.

Anscheinend ist dies oftmals noch unbekannt, da ich vielfach angesprochen werde, ob man den Beruf des Physiotherapeuten denn „studieren“ muss. Eine Ausbildung zur Physiotherapeutin hat nichts mit Wochenendseminaren oder Ähnlichem zu tun, die Ausbildung ist international anerkannt (mit ECTS-System) und mit dem EU-weit geltenden Bologna-Prozess genau geregelt. Die Physiotherapie (neben anderen Berufsgruppen wie beispielsweise Ergo- und Logopädie) gehört in einigen medizinischen Fachrichtungen zur täglichen Routine. So zum Beispiel in der Orthopädie, Unfallchirurgie oder Neurologie. Nach beinahe jeder Operation heißt es für den Patienten/die Patientin ab zur Therapie, genauso wie beispielsweise nach einem Schlaganfall.

Was ist nun der Unterschied zur Osteopathie?

Dies ist vielfach die erste Frage, welche ich von PatientInnen und auch im Freundeskreis gestellt bekomme.

Die ist eine weiterführende Ausbildung, welche in Österreich für ÄrztInnen und PhysiotherapeutInnen zugelassen ist. Dafür gibt es zwei anerkannte Schulen, die WSO (Wiener Schule für Osteopathie) und die IAO (International Academy of Osteopathy). Die Ausbildung ist jeweils mit einem genauen Stundenplan (berufsbegleitend) geregelt und dauert mehrere Jahre. Man schließt das Studium mit einem DO (Diplom in Osteopathie) oder einem M.Sc.Ost. (Master of Science in Osteopathy) ab. Das Curriculum ist angepasst an das EU-weit geltende ECTS-System. In anderen Ländern der EU ist der Beruf des Osteopathen ein eigenständiger Beruf, in Österreich ist noch ungewiss, wie die Regelung in Zukunft aussehen wird.

Für die Praxis bedeutet dies, dass PhysiotherapeutInnen oder ÄrztInnen durch die Ausbildung zum Osteopathen/zur Osteopathin ihr Fachwissen erweitern, was wiederum ihren PatientInnen zugutekommt. Die Behandlung in der Osteopathie gliedert sich in drei Teilbereiche. Einerseits die manuelle Therapie am Stütz- und Bewegungsapparat, das viszerale System und das kraniosakrale System. Wichtig ist es immer einen Ursachen- Wirkungszusammenhang herzustellen und dementsprechend zu behandeln. Es wäre zu komplex, alle genauen Techniken und Arbeitsweisen der Osteopathie hier aufzuzeigen, in Zukunft werde ich aber in meinem Blog in Form immer wieder Inputs darüber geben und Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen.

Meine Philosophie und Arbeitsweise

Durch die Ausbildung zur Osteopathin erweitere ich laufend meine „therapeutische Schatzkiste“ an Handwerkszeug. Das heißt natürlich nicht, dass mein bereits vorhandenes Wissen aus der Physiotherapie und Sportwissenschaft verloren geht. Ziel muss es immer sein, den Patienten/die Patientin bestmöglich auf dem Weg zu Beschwerdefreiheit und Lebensqualität zu unterstützen, unabhängig von den angewandten Methoden.

Den Vorteil, den die Osteopathie für mich dabei mitbringt, ist die ungemeine Vielzahl und Komplexität an Techniken und das komplexe Zusammenspiel der Strukturen. Dennoch wende ich auch immer „Basiswissen“ aus der Physiotherapie und den Sportwissenschaften an – somit ist die Therapie immer eine Summe verschiedenster Methoden und Techniken.

Dazu ist es auch wichtig, meine PatientInnen gut aufzuklären und sie in die Therapie und den Prozess mit einzubinden. Den Schlüssel zum Erfolg legt der Patient/die Patientin mitunter selbst, es benötigt oftmals nur ein wenig Hilfestellung von außen.